Phytotherapie

Die Anfänge der Phytotherapie reichen weit zurück, bis in die Anfangszeit der menschlichen Entwicklung. Aus archäologischen Funden wissen wir, dass schon in der Steinzeit Birkenblätter, Eibisch, Kamille, Schafgarbe, Holunderbeeren, Spitzwegerich und Schlafmohn Verwendung fanden. Knochenfunde aus dieser Zeit zeigen, dass auch schwere Verletzungen nicht zwangsläufig zum Tod führten, sondern Patienten noch jahrelang weiterlebten.

Der Schwarze Holunder (Sambucus nigra), eine Heilpflanze aus dem Repertorikum von Heilpraktikerin Renate Bihler-Jörg.
Der Schwarze Holunder (Sambucus nigra) war schon bei den Kelten als Heilpflanze für den Hausgarten bekannt. Er verbessert den Erdboden und wird traditionell bei Erkältungskrankheiten eingesetzt.
Der Schwarze Holunder ist Heilpflanze des Jahres 2024.

Von den Kelten ist bekannt, dass sie Teile des Holunders bei verschiedenen Leiden verwendet haben. Einige Methoden haben sich bis heute erhalten, wie z. B. Tee aus Holunderblüten oder gekochtes Mus aus den Beeren. Die Brennnessel war für die Kelten ebenfalls eine besondere Pflanze.

Wichtige bekannte Impulsgeber der Phytotherapie

Hildegard von Bingen (1098 – 1179) hat der europäischen Naturheilkunde mit ihren Werken „Causae et curae“ und „Physica“ wichtige Impulse gegeben, wie beispielsweise den Einsatz von Bitterpflanzen oder Medizinalweine. Auch dem Arzt Paracelsus (1493 – 1541) hat die europäische Naturheilkunde viel zu verdanken. Er legte großen Wert auf die Kunst der Arzneimittelherstellung. Auf Paracelsus geht die Spagyrik zurück.

Sebastian Kneipp (1821 – 1897) hat unter anderem die Werke „So sollt ihr leben“ und „Meine Wasserkur“ geschrieben. Allseits bekannt ist seine Wasserkur, deren Wirkung hat er gerne ergänzt mit der Wirkung von Heilpflanzen, die größtenteils im eigenen Garten oder der nahen Umgebung wachsen. Er wählte seine Heilpflanzen im Hinblick auf einen prozeduralen Heilprozess aus: zur Auflösung ungesunder, krankmachender Stoffe im Inneren, zu deren Ausleitung sowie der Stärkung des Organismus in der Genesung. Einer seiner Leitsätze war „Die gelindeste, ob äußere oder innere Anwendung, ist die beste.“

Der englische Arzt Dr. Edward Bach (1886 – 1936) begründete die Therapie mit Blütenessenzen. Er kam während seiner Tätigkeit als Arzt zur Erkenntnis, dass ungelöste geistig-seelische Probleme körperliche Beschwerden verursachen bzw. deren Heilung erschweren können. Die Therapie mit Blütenessenzen nach Bach hilft, blockierte Lebensenergien wieder in Harmonie zu bringen.

Dr. Pol Henry (1918 – 1988), einem belgischer Arzt, wird die Begründung der Gemmotherapie zugeschrieben. Die hierfür verwendeten Knospen werden im Frühling geerntet. In dieser Zeit der höchsten Wachstumskraft enthalten sie das gesamte Potential der Pflanze, das diese für ihr Wachstum und ihren Aufbau benötigt.

Phytotherapeutische Arzneimittel

In der Phytotherapie werden Arzneimittel aus ganzen Pflanzen oder Pflanzenteilen hergestellt, nicht aus isolierten Wirkstoffen. Eine Therapie mit Heilpflanzen hilft dem Menschen auf der körperlichen wie auch der mentalen Ebene. Beispiele hierfür sind:

  • Tee, aus frischen oder getrockneten Heilkräutern mit heißem Wasser aufgegossen, wie z. B. in der Pflanzenheilkunde von Sebastian Kneipp
  • Urtinkturen, mithilfe von Alkohol aus frischen Pflanzen hergestellt
  • Gemmo-Mazerate, hergestellt aus Knospen, Triebspitzen und sehr jungen Trieben mithilfe von Alkohol und Glycerin
  • Oxymel mit Zugabe von Heilkräutern, eine alkoholfreie Zubereitungsform
  • Auszugsöle wie beispielsweise Johanniskrautöl
  • Medizinal-Weine, bekannt aus den Schriften Hildegard von Bingens
  • Aromatherapie mit ätherischen Ölen zur Pflege des Wohlbefindens